Dieser Artikel wurde von Nadjeschda Taranczewski und Peter Koenig, dem Begründer des moneywork-Prozess, geschrieben. Er wurde in zwei Teilen und in englischer Sprache auf Medium veröffentlicht: Teil 1 am 26. Juni 2020 und Teil 2 am 5. Juli 2020.

Geld ist eine Projektionsfläche

Auch wenn es uns im Alltag oft anders erscheint, so ist Geld ganz sicher nur eines: ein Medium, physisch oder virtuell, auf das wir unsere Phantasien, Wünsche und Unsicherheiten wie auf eine neutrale Leinwand projizieren. Du magst dies vielleicht für eine gewagte Aussage halten, da Du Geld brauchst, um Deine Miete oder Hypothek zu bezahlen, um Lebensmittel zu kaufen und um Deinen Urlaub zu bezahlen. Was meinen wir also, wenn wir sagen, dass Geld auf diese Weise existiert und durch den Prozess der Projektion funktioniert?

Ein Gegenstand, den wir Geld nennen, hat als Teil der Natur seinen eigenen inneren Wert, aber sein Geldwert entsteht erst durch menschliche Projektion. Wir Menschen haben uns darauf geeinigt, was als Geld qualifiziert wird, wie viel davon vorhanden ist und wie viel davon wir brauchen, um etwas anderes dafür zu bekommen. Geld hat also keinen Eigenwert und existiert in gewisser Weise nicht. Wir sehen bestenfalls ein Stück bedrucktes Papier oder geprägtes Metall, oder, heutzutage häufiger der Fall, Zahlen in einem Computer. Anders ausgedrückt könnten wir Geld als ein Versprechen betrachten, welches nur so lange funktioniert, wie wir alle gemeinsam diesem Versprechen vertrauen und es wertschätzen. Es ist eine durch Projektion funktionierende kulturelle Konstruktion, die wir wie ein Naturgesetz behandeln.

Im Gegensatz dazu sind Naturgesetze etwas, was nicht der Mensch erfunden hat und was für alle von uns gleichermaßen überall auf diesem Planeten gilt – und zwar unabhängig davon, ob ich an Naturgesetze glaube oder nicht. Im Gegensatz zu Geld lässt sich über die Rolle und Wirkung von Schwerkraft oder Radioaktivität nicht verhandeln. Da Geld aber eine menschliche Erfindung ist, die durch eine kollektive Projektion funktioniert, lässt sich über den Wert und die Bedeutung von Geld durchaus verhandeln. Da wir dies anscheinend vergessen haben, tun wir so, als sei Geld genauso real wie Schwerkraft oder radioaktive Strahlung.

Um Yuval Noah Harari aus seinem sehr empfehlenswerten Büchlein Money zu zitieren: „Geld ist keine Münze oder Banknote. Geld ist alles, was Menschen bereit sind zu benutzen, um systematisch den Wert anderer Dinge zum Zwecke des Austauschs von Waren und Dienstleistungen darzustellen… Geld wurde an vielen Orten geschaffen. Seine Entwicklung erforderte keine technologischen Durchbrüche – es war eine rein mentale Revolution. Es ging um die Schaffung einer neuen intersubjektiven Realität, die nur in der gemeinsamen Vorstellung der Menschen existiert. “

Wenn Du mehr über die Geschichte des Geldes erfahren möchtest, empfehlen wir Dir Yuval Noah Hararis nachdenklich stimmende Zusammenstellung Money oder diesen aufschlussreichen Artikel in der deutschen WirtschaftsWoche über Kredit.

Es ist uns unmöglich, keine Projektionen zu haben

Wir wissen heute aus der Hirnforschung, dass das, was wir Realität nennen, eine innere Kreation oder, in anderen Worten, eine Projektion unseres Bewusstseins ist.

Unser Geist kann nichts was geschieht erkennen, ohne es im gleichen Atemzug zu benennen. Der Moment der Wahrnehmung von Realität ist also nicht zu trennen von dem Moment der Interpretation, oder, um es auf den Punkt zu bringen: dem Moment des Erschaffens von Realität.

Auch wenn es uns so vorkommen will: Unser Gehirn ist keine Kamera, die etwas aufzeichnet. Die Leistung unseres Gehirns ist vielmehr am ehesten vergleichbar mit den neuesten Virtual Reality-Brillen, die man sich auf die Nase setzen kann. Wie ein Computer errechnet unser Gehirn in Echtzeit eine virtuelle Realität, die dann auf dem Bildschirm unserer Brille erscheint. Dort sehen wir in der Regel das, was uns aufgrund vorheriger Erfahrungen logisch und folgerichtig erscheint: unsere Realität.

Geld ist nur eine weitere unserer so genannten „Realitäten“. Wir handeln nicht mit realer Materie, sondern mit Illusionen, mit Projektionen. Diese Tatsache ist jedoch nicht trivial. Jede Projektion hat eine praktische Konsequenz in Bezug auf die Erfahrung, die sie erzeugt. Zum Beispiel scheint meine Erfahrung mit Geld meine ursprüngliche Definition von Geld zu unterstützen, was mir das Gefühl gibt, einen Beweis dafür zu haben, dass Geld tatsächlich das ist, was ich ursprünglich behauptete. Geld ist nicht per se das, was ich denke oder was Du denkst, was es ist. Es wird, oder scheint durch Projektion zu dem zu werden, was wir in es hineininterpretieren. Projektionen sind von Natur aus kreisförmig – sie halten uns gefangen in einem Spiegelsaal.

Problematisch ist übrigens nicht, Projektionen zu haben. Sie sind ein normales und unabdingbares Phänomen des Mensch-Seins. Projektionen sind unsere Methode, bedeutungslosen Ereignissen und Sinneseindrücken Bedeutung abzuringen. Wir können nicht keine Projektionen haben. Darüber hinaus ist der Prozess der Projektion, wenn er bewusst angewendet wird, das, was wir die Manifestation unserer Visionen und Absichten nennen. Wenn wir bewusst projizieren, werden unsere Projektionen zu einem Werkzeug und einer Kapazität, die wir nutzen können.

Wenn wir uns jedoch unserer Projektionen nicht bewusst sind, scheinen uns in vielen Fällen Dinge zu passieren, die durch die äußere Realität oder Natur verursacht werden, während wir sie in Wirklichkeit selbst verursachen, ohne uns dessen bewusst zu sein. Das führt uns zur Überzeugung, in einer unbestreitbaren Realität zu leben, die in Wirklichkeit eine Illusion ist.  Wir haben das Gefühl, von Geld benutzt oder sogar versklavt zu werden. Nicht nur gehen wir dann unserer persönlichen Illusion auf den Leim, sondern je mehr andere Menschen diese Illusionen mit uns teilen, desto realer erscheinen sie uns. Es handelt sich also um einen veritablen Fall von „Des Königs neue Kleider “. In Bezug auf Geld sagen wir z.B. „Geld bewegt die Welt“, ohne uns bewusst zu sein, dass wir selbst die Welt bewegen – vielleicht auf eine Art und Weise, die uns nicht besonders gefällt oder mit der wir nicht einverstanden sind – und denken, dass jemand anderes, oder etwas anderes, wie Geld, die Ursache dafür ist.

Es gibt drei Typen von Geld-Projektionen:

Typ Eins: Negative Projektionen

Der erste Typ zeichnet sich aus durch unbewusste negative Qualitäten oder Attribute, die wir auf Geld projizieren.

Jemand mit Projektionen dieses Typs würde zum Beispiel den Satz „Geld ist…“ vervollständigen mit Aussagen wie „Geld stinkt, Geld ist dreckig, Geld bedeutet Verantwortung“. Menschen mit diesem Typ Projektionen auf Geld leiden unter der Illusion, dass sie sich ihre Existenz mühevoll verdienen müssen: Geld findet entweder von vornherein nicht den Weg zu ihnen oder es rinnt ihnen durch die Finger.

Auf einer unbewussten Ebene versuchen Menschen mit dem, was wir als negative Projektionen auf Geld beschreiben, Geld zu vermeiden oder es loszuwerden, da sie all die mit Geld verknüpften negativen Attribute nicht in ihrem Leben haben wollen. Das Lebensthema, das sich wie ein roter Faden durch das Leben dieser Menschen zieht, ist finanzielle Not und der ständige Kampf um ausreichende Ressourcen.

Durch ihre unbewusste negative Beziehung zu Geld fließt dieses vorhersehbar aus ihren Taschen in die Tasche von Menschen mit Projektionen des zweiten Typs.

Typ Zwei: Positive Projektionen

Der zweite Typ zeichnet sich aus durch unbewusste positive Qualitäten oder Attribute, die auf Geld projiziert werden.

Für Menschen mit positiven Projektionen bedeutet Geld Freiheit, Selbstbewusstsein, Luxus und Macht.

Menschen mit diesen Projektionen auf Geld leiden unter der Illusion, dass sie ihre Existenz absichern müssen. Man könnte auch sagen, sie leiden unter der Illusion, ihre Existenz einzig durch die Anhäufung von mehr und mehr Geld absichern zu können.  Getrieben von dem nagenden Gefühl, nie genug von der magischen Substanz zu besitzen, ist ihr gesamtes Handeln darauf ausgerichtet, mehr Geld anzuhäufen und dieses dann abzusichern.

Die dunkle Seite ihrer Projektion ist Gier. Diese wird ausgelöst durch den Glaubenssatz, dass irgendetwas außerhalb ihrer selbst liegt, etwas, das sie nur haben oder sein können durch und mit Geld.

Typ Drei: Gemischte Projektionen

Der dritte Typ ist eine Mischung aus den beiden ersten Projektionstypen. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er abwechselnd – oder sogar gleichzeitig – durch negative wie positive Attribute auf Geld projiziert und durch sie getrieben wird.

Menschen dieses Typs sind meist in der Lage, Geld zu erwirtschaften, aber nicht, es mit Genuss bei sich zu halten. Sobald es da ist, zerfließt es vor ihren Augen oder sie geben es aktiv weg. Sie pendeln hilflos zwischen den zwei Extremen von „haben wollen“ und „nicht haben dürfen“. Sie sind abgestoßen von ihrer eigenen Gier und fühlen sich unwohl und unverstanden in der Gesellschaft von Menschen mit Projektionen des Typs eins und zwei.

Deinen Typ erkennen

Wenn Geld sich prinzipiell schwertut, den Weg zu Dir zu finden und Du häufig um Ressourcen kämpfst, so hast Du vermutlich unbewusste negative Projektionen auf Geld (Typ 1).

Wenn Du Geld hast, aber oft besorgt bist, es zu verlieren, oder wenn Du viel Energie darin investierst, mehr davon anzuhäufen, hast Du wahrscheinlich unbewusste positive Projektionen auf Geld (Typ 2).

Und wenn Du Geld verdienst, aber trotzdem nie welches hast; wenn Du oft von Schuldgefühlen geplagt bist und dann freiwillig oder unfreiwillig Wege findest, das Geld so schnell wie möglich loszuwerden, dann schwankst Du wahrscheinlich zwischen den Projektionen beider Arten, zwischen Ekel und Gier (Typ 3).

Eine andere Möglichkeit, eine schnelle, wenn auch eher oberflächliche Selbstdiagnose zu stellen, ist der Blick auf den Zustand Deines Bankkontos. Wenn Du chronisch verschuldet bist, bist Du vermutlich Typ 1. Wenn Du ständig sparst, aber Dir trotzdem Sorgen über die Zukunft machst, bist Du vermutlich Typ 2. Wenn Dein Bankkonto üblicherweise auf null liegt, bist Du wahrscheinlich Typ 3.

Gehörst Du jedoch zu den seltenen Exemplaren, für die Geld wirklich keine Rolle spielt, die genauso zufrieden damit sind, Geld zu besitzen wie damit, es herzugeben, oder damit kein Geld zu haben oder welches zu bekommen – so zähle Dich glücklich, denn das ist selten und außergewöhnlich!

Ein Experiment zu Geld-Projektionen

Falls Du noch immer nicht überzeugt bist, dass Geld über Projektion funktioniert, lass uns ein weiteres Experiment machen. Nimm Dir zwei einzelne Zettel. Den ersten Zettel lässt Du leer. Auf den zweiten Zettel schreibst Du: „Ich verspreche dem Besitzer dieses Zettels 100 Stunden meiner Zeit“.

Jetzt stell Dir vor, Du würdest einen dieser Zettel an eine andere Person verschenken. Welcher der beiden Zettel fühlt sich für dich wertvoller an?

Vermutlich fühlt sich der Zettel wertvoller an, auf dem “100 Stunden meiner Zeit“ steht. Der Grund dafür ist, dass dieser Zettel ein Versprechen enthält. Ein Versprechen ist eine Projektion eines zu erwartenden Ereignisses in der Zukunft. Der Wert dieses Zettels existiert in Deinen Gedanken – und vielleicht in den Gedanken der Person, der Du den Zettel gibst. Aber nur, weil wir Projektionen teilen können, wird daraus noch immer kein Naturgesetz!

Da wir unseren Projektionen nicht entfliehen können, kann unser Ziel lediglich sein, uns ihrer bewusst werden und spielerischer mit ihnen umzugehen.

Vielleicht denkst Du jetzt „Pfff – leichter gesagt als getan!“. Tatsächlich sind unsere unbewussten Projektionen deshalb so hartnäckig, weil unsere Haltung zu Geld Teil unserer Identität ist. Genau darum geht es in unserem Online-Coaching-Programm CU*money. Wenn Du tief in Deine Identität eintauchen möchtest, die sich in Deiner Beziehung zum Geld offenbart, dann melde Dich für unseren Newsletter an, um über die nächste Runde von CU*money informiert zu werden.

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